Yellow Dog: RomanMartin Amis
Gebundene Ausgabe
Als der bekannte Londoner Schauspieler Xan Meo nach einem brutalen Überfall aus dem Koma aufwacht, ist er eigentlich nicht mehr Xan Meo. Denn der Familienvater hat seine Erinnerung verloren und -- was schlimmer wiegt -- sein Gewissen, seine Moral. Er benutzt Gossensprache, stellt seiner Frau nach und darf nicht mehr in die Nähe seines Babys und der vierjährigen Billie gelassen werden. Mit einem Wort: er ist verroht. Um die Verrohung der Gesellschaft geht es in Martin Amis? neuem Roman Yellow Dog, und der Autor zeigt sie nicht nur am Schicksal Meos auf. Es geht um die Pornoindustrie, dessen Mogul den Überfall auf Meo in Auftrag gab. Und es geht um den Missbrauch und die Doppelbödigkeit der Macht, die sich in immer neuen Obszönitäten entlarvt -- und die selbst vor der königlichen Familie nicht Halt macht. Immerhin existiert ein anzügliches Video der minderjährigen englischen Kronprinzessin, das nicht nur die britische Krone ins Zwielicht stellt, sondern auch zum obskuren Objekt der Begierde skrupelloser Krimineller wird. Aber welche Rolle spielt eigentlich Clint Smoker mit seinem Sexmagazin, dessen Spitzname dem Roman den Titel gab?. "Was war früher komisch?", fragt sich "Yellow Dog" Clint Smoker einmal in Amis? Roman: "Was ist heute komisch? Und ist es immer noch komisch?" Das ist eine entscheidende Frage, denn manche Romane, die heute als komisch gelten, haben nach einigen Jahren ihren Reiz verloren. Yellow Dog ist kein komischer Roman. Er ist ein eminent sozialkritischer, faszinierend frisch geschriebener Roman. Aber er ist voller komischer, urkomischer Elemente. Und man muss kein Prophet sein um vorauszusagen, dass er es auch beim zweiten Lesen, nach Jahren, noch sein wird. Denn Yellow Dog ist auf klassische Art und Weise gelungen. Ein in jeder Hinsicht großer Wurf. --Stefan Kellerer
|