Schwarze Frau, weißes LandWaris Dirie
Gebundene Ausgabe
Obwohl bereits bei der Fortsetzung ihres Erstlingswerkes Klagen über Redundanzen laut geworden waren, legt die Somalierin Waris Dirie nach den ersten vier Büchern, in denen sie ihr Schicksal bereits bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet haben sollte, mit Schwarze Frau, weißes Land tatsächlich noch eins nach. Hatte sie sich bisher vor allem auf das Hadern mit Afrika konzentriert, nimmt die Autorin nun ihre neue ?weiße? Heimat ins Visier. Ohne Diries Verdienste schmälern zu wollen ? ihr Engagement für die Menschenrechte und den Mut, die unerträglichen Zustände in ihrer afrikanischen Heimat anzuprangern ? zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass sich ihr schweres Los für sie ? im Gegensatz zu Millionen von Leidensgenossinnen überall auf der Welt ? im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt gemacht hat. Dies ist auch der Grund, warum man der längst zum Glamourgirl mutierten ?ewigen Nomadin? die Rolle der Getriebenen, des Opfers oder der Märtyrerin allmählich nicht mehr abnehmen mag. Das gilt entsprechend auch für ihre Alltagserfahrungen zwischen Rassismus, Sexismus und Xenophobie, von denen sie in ihrem neuesten Werk so ausführlich berichtet. Bei einer Autorin, deren Kalkül offenbar darin besteht, ihr Leben mit Blick auf ein sensationslüsternes Massenpublikum durch gnadenlosen Exhibitionismus zum Bestseller zu vermarkten, fällt es zunehmend schwer, alles das, von dem sie berichtet, tatsächlich auch für bare Münze zu nehmen. Wer freilich von all dem nicht genug bekommen kann, darf getrost auf eine Fortsetzung hoffen. Die wird es gewiss geben, weil nichts in diesem Leben wohl je mehr privat bleiben wird. ? Franz Klotz
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