Kaiserin Joséphine: RomanSandra Gulland
Gebundene Ausgabe
Am Anfang der Vermählung Napoleons mit Marie-Josèphe Rose Tascher de la Pagerie (1763-1814) stand die Guillotine. Die spätere französische Kaiserin Joséphine nämlich war noch mit dem Offizier und General der Rheinarmee Vicomte Alexandre de Beauharnais verheiratet, der trotz seiner republikanischen Gesinnung aufgrund seines Adelstitels zurücktreten musste. 1794 landete Beauharnais auf dem Schafott, und nach ihrer Heirat zwei Jahre später setzte Napoleon seiner neuen Gemahlin am 2.12.1804 persönlich die Krone aufs Haupt. Bereits fünf Jahre später ließen beide sich wieder scheiden. Stoff genug für gleich mehrere historische Romane also. Aber kann man, so fragt man sich ob dieser Höhen und Tiefen, Joséphine tatsächlich zur "Jackie O. ihrer Zeit" stilisieren (The Guardian) und die Kaiserin der Franzosen zur Kaiserin der Herzen krönen? Man kann, und Sandra Gulland tut dies auch diesmal, in dem letzten Band ihrer Joséphine-Trilogie, mit Bravour. Nur manchmal klingt es ein wenig zu arg nach Seifenoper oder Frauenzeitschrift ("Ich schreibe dies mit weinendem Herzen"). Über weite Strecken aber ist Gulland ein gut recherchiertes und ebenso gut lesbares Buch über eine tragische Liebe in historischen Wirren gelungen: Da wirft nicht zuletzt die Ich-Perspektive aus Sicht der Kaiserin ein ganz privates Licht auf die große Weltgeschichte. Nur die Sache mit dem fiktiven Tagebuch der schreibfaulen Joséphine nimmt man Gulland nicht ganz ab. Josephines Ehe mit Napoleon blieb kinderlos, anders als die mit Beauharnais. Aus ihr ging Hortense hervor, die später Gattin von Napoleons Bruder Louis Bonaparte wurde und ihrerseits Mutter Napoleons III. war. Genug Stoff also für neue Bücher, aber auch für neue Spekulationen, Klatsch und Tratsch. Für Big-Brother-Moderatorin Aleksandra Bechtel jedenfalls war Joséphine laut Klappentext "die ideale Lektüre". --Thomas Köster
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