Alles beginnt mit Abraham: Das Judentum, mit einfachen Worten erzähltMarek Halter
Gebundene Ausgabe
Auf dem Büchermarkt sind viele Einführungen in das Judentum zu finden. Aber so ein temperamentvolles und mit Scharfsinn geschriebenes Büchlein ist mir noch nicht begegnet. Es ist das persönliche Vermächtnis des mehrfach preisgekrönten, französischen Romanciers Marek Halter, der hier mit einer besonderen Unmittelbarkeit von seiner Identifikation als Jude erzählt. Jahrgang 1936 machte er als Flüchtling im usbekischen Kokand die Erfahrung, dass das Wort, das Erzählen von Geschichten hilft, zu überleben. In diesem existenziellen Licht sieht Halter auch die Bibel, welche für ihn die großen Fragen des Menschen verhandelt. Lebendig schildert er die Persönlichkeit Abrahams und stellt das Geheimnis der Gotteserkenntnis des Ur-Vaters dar. Auch im Auftrag Moses deckt Halter das Anliegen der Humanisierung des Menschen auf. Weitere Hauptpunkte seiner Ausführungen widmen sich der Bedeutung des Lernens, des Gedächtnisses sowie der Gerechtigkeit, die alle drei zur positiven Macht des Wortes an sich gehören: "Das Gedächtnis hilft uns, zu entscheiden und zu wählen, indem es uns auf die Erfahrung der Geschichte bezieht und indem es die Geschichte im Gesetz verankert.". Natürlich behandelt Halter auch die Frage nach der Definition "Wer ist Jude?", geht auf die religiöse Praxis ein und erwähnt die verschiedenen Feste. Aber sein Schwerpunkt liegt in der Schilderung, wie ihm die Funktion und die Hoffnung des Judentums aufscheinen, warum er sich bewusst für eine Existenz als Jude entschieden hat. Einfach, aber nichtsdestoweniger anspruchsvoll und anekdotenreich, bekannte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte wie Sartre und Golda Meir treten dabei auf, geht Halter wohltuend über das Gängige hinaus. Ein eingehendes Glossar bietet über hundert Begriffserklärungen zur jüdischen Kultur und Geschichte. --Adalbert J. Osterried
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