Lucie im Wald mit den Dingsda: Eine Geschichte (suhrkamp taschenbuch)Peter Handke
Taschenbuch
Zweifellos eine der leichtmütigsten Geschichten Peter Handkes ist Lucie im Wald mit den Dingsda. Lucie und ihr Vater streifen durch den Wald auf der Suche nach den unnennbaren "Dingsda", wobei der Autor seine ganze Fantasie einsetzt, uns Leser möglichst lange darüber im Unklaren zu lassen, worum es sich bei den auch Dingsbums genannten Dingern handeln könnte. . Ungewohnt leicht ist der Erzählton Handkes, unkompliziert nicht. Es ist der Ton von jemandem, der "unfähig (ist), in kurzen, einfachen, jedermann, auch einem Kind, verständlichen Sätzen zu sprechen". Darüber ist sich selbst die zehnjährige Lucie im Klaren, weshalb sie oft ungeduldig wird mit dem "kleinen" Vater. Seine schlechte Angewohnheit, ständig zu zittern, weist ihn als das genaue Gegenteil der starken und bewunderten Mutter, der Kriminalpolizeichefin, aus. Aus Mitleid begleitet Lucie den Vater in den Wald, macht sich mit ihm auf die Suche und übertrifft ihn im Finden. Schmutzig und zerzaust kehren die beiden heim mit diesen Wesen, diesen Anhängseln, Wäldersattsamkeiten, Waldwichten, Waldbodenauswüchsen, diesen Leideformen genannten Dingerchen, rotviolett, apfelrosa, gelbbraun, stinkend, essbar, herzerfrischend -- und zutiefst verabscheut von der Mutter. . Wie im klassischen Märchen stellen die Suche im Wald und die Überwindung der eigenen Interessen einen Lern- und Reifeprozess des Kindes dar, der ihm schlussendlich zum Sieg über das Böse verhilft. Lucie wächst über sich hinaus, rettet den Vater aus der Not, verhilft der Mutter zur Erfüllung eines Traumes und führt die kleine Familie am Stadtrand, am Waldrand wieder zusammen. Das Buch hat Peter Handke selbst illustriert. Aus den vielschichtigen Erinnerungen des Autors, der seine Tochter in der Nähe von Paris großgezogen hat, wurde eine berührende Geschichte vom gemeinsamen Wachsen. --Beatrice Simonsen
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