Drei SchwesternAnton Tschechow
Taschenbuch
Wie alle Tschechow-Stücke entzieht sich Drei Schwestern einer eindimensionalen Interpretation. Obwohl das Werk geradezu kammermusikalisch durchstrukturiert ist, erlauben die Komplexität der angesprochenen Themen und die Genauigkeit der Figurenporträts vielfältige Akzentuierungen und Deutungen. Die im folgenden beschriebenen Aspekte sind deshalb lediglich Ansätze zur Interpretation. Tschechow selbst hat sich immer geweigert, sein Stück zu erläutern. Wenn er gefragt wurde, was er mit einer bestimmten Stelle "gemeint" habe, antwortete er stets, das stünde doch alles im Text. Man kann Tschechows Drama in gewisser Weise als "Endzeitstück" verstehen. Die Geschichte der Geschwister Prosorow, die von einem besseren Leben träumen, aber nicht in der Lage sind, sich aus der Atmosphäre müder Antriebslosigkeit heraus zu reißen, steht paradigmatisch für den Zustand der russischen Intelligenzija am Anbruch des neuen Jahrhunderts. Obwohl die Geschwister gebildet und mit vielen Talenten ausgestattet sind, verharren sie in einem unproduktiven Warte-Zustand und klagen darüber, dass ihre vielfältigen Begabungen für sie nur "Ballast" seien. Irina setzt sich im 1. Akt kritisch mit dieser Lebensweise auseinander und beschließt, arbeiten zu gehen. Doch die ersehnte Befriedigung stellt sich nicht ein. Irina wie auch Olga empfinden ihre Tätigkeit nur als auszehrend und ermüdend.
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