Wenn Väterchen Frost kommt: Weihnachtsfreuden in RußlandUlf Diederichs
Taschenbuch
Es schneit so stark, daß man die Sonne kaum mehr sieht. Bittere Kälte kriecht den Menschen in die Knochen, Väterchen Frost regiert mit eisiger Hand. Weihnachten ist in Rußland die Zeit der Schneestürme, aber auch der Punsch- und Eßorgien, der geselligen Schlittenpartien und der rauschenden Kostümbälle: die Russen verstehen zu feiern. Vor allem aber ist es die Zeit der Kinder, die sich schon Wochen vorher auf das kommende, zwölf Tage währende Fest freuen. Das Weihnachtsfest der russisch-orthodoxen Kirche wird allerdings nicht im Dezember, sondern nach dem alten julianischen Kalender am 7. Januar gefeiert -- und das auch erst wieder seit einigen Jahren, denn in der atheistischen Sowjetunion wurde das christliche Fest jahrzehntelang unterdrückt. Wenn Väterchen Frost kommt, herausgegeben von Ulf Diederichs, ist eine ambitionierte Sammlung, die einen Streifzug durch alle literarischen Gattungen unternimmt: Neben Legenden, Gedichten, Märchen und Liedern findet der Leser auch Memoiren und liturgische Texte. Unterteilt in zwölf Kapiteln wird das russische Weihnachtsfest von allen Seiten beleuchtet: die Vorfreuden der Weihnachtszeit, Mythen personifizierter Naturgewalten wie Väterchen Frost und das Schneekind sowie die Legenden vom Heiligen Nikolaj und seiner Zauberkraft. Außerdem dürfen Schilderungen traditioneller Weihnachtsabende mit Stern, Tannenbaum und Schneestürme keinesfalls fehlen. Die russisch-orthodoxe Weihnachtsliturgie sowie Kindheitserinnerungen der großen Revolutionäre wie Alexander Herzen, Leo Tolstoj und Fürst Krapotkin gehören ebenso zum Repertoire des russischen Christenfestes. Auch andere russische Erzähler, darunter so bekannte Namen wie Tschechow, Gorki, Pasternak, Puschkin und Dostojewski,haben sich insbesondere der Kindheit verschrieben. Ihre Geschichten rufen landestypische Weihnachtsfreuden hervor, wie beispielsweise weite Winterreisen mit Pferd und Schlitten, Hasenjagden, Schlittschuhlaufen, ausgedehnte Festgelage, Geschichtenerzählen und allerlei Mummenschanz. Dieses Buch entführt den Leser in das Land seiner kindlichen Wunschträume und transportiert gleichzeitig die Atmosphäre Rußlands: Eine tiefverschneite, weiße Welt, in der es draußen zwar eisig kalt, drinnen aber um so gemütlicher ist, denn die russische Weihnacht zeichnet sich wie keine andere durch herzliche Wärme, Gastfreundschaft und Nächstenliebe aus. --Anja Einfeld
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