Unternehmen Romeo. Die Liebeskommandos der StasiElisabeth Pfister
Gebundene Ausgabe
Unternehmen Romeo handelt vom perfiden Versuch der Stasi, westdeutsche Frauen unter Vortäuschung von Liebe und emotionaler Hingabe zur Spionage zu verführen. Von erfahrenen Psychoexperten ausgewählt, waren die oft einsamen, wenig selbstbewußten Frauen leichte Opfer für die professionellen Verführer der Stasi. Von den Agenten emotional und sexuell abhängig gemacht (im Stasi-Jargon "intim betreut") und zum Verrat verleitet, hatten die Betroffenen bis zu ihrer Verhaftung keine Ahnung, wem sie unwissentlich zuarbeiteten. Über 30 solcher Informantinnen wurden enttarnt und verurteilt. Die meisten "Romeos" hingegen entgingen ihrer Strafe. Die Fernsehjournalistin Elisabeth Pfister konnte einige der betroffenen Frauen dazu bewegen, offen über ihr Schicksal zu sprechen. Ihr Buch ist ein einfühlsames Dokument der tragischen Lebensläufe dieser Frauen, die bis heute durch den Mißbrauch ihrer Gefühle traumatisiert sind. Ihren Lebensgeschichten widmet die Autorin breiten Raum. Trotz allem bleibt die Antwort auf das Warum nur schwer faßbar und letztlich unbefriedigend. Es ist erschütternd, mit welch ungeheurer Energie diese durchweg hochintelligenten Frauen alles aus dem Weg räumten, was ihrem kleinen Lebensglück hätte gefährlich werden können: Zweifel, Mißtrauen, Verantwortung, eigenes Selbstbewußtsein. Sie "nahmen den geliebten Männern selbst die dümmsten Lügengeschichten ab" und waren sich der Konsequenzen ihres Tuns dennoch bewußt, betäubten ihre Angst vor Entdeckung und Strafverfolgung mit Alkohol und Tabletten. Fast alle Frauen versichern glaubhaft, daß sie niemals aus ideologischen Motiven gehandelt hätten. Sie wollen ihr Schicksal ausschließlich als private Katastrophe sehen und weigern sich bis heute, die Verantwortung für ihre Spionagetätigkeit und deren Folgen zu übernehmen. "Fast alle diese Frauen", schreibt Eilsabeth Pfister, "sind nach wie vor auf der Flucht". Auf der Flucht vor der Wahrheit, vor der Öffentlichkeit und vor der eigenen Vergangenheit. --Stephan Fingerle
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