RISS - Zeitschrift für Psychoanalyse: NR. 88 - Fröhliche WissenschaftBroschüre
Laien, Dilettanten, Hochstapler,. Buffos, Sophisten, Orvietanhändler,. Kinder, Vogelfreie, Wilde, Analytiker?. . Die Psychoanalyse hat sich sicherlich stets mehr auf Unsicherheit und zumindest anfängliche Unbe-. stimmtheit eingelassen, als in vermeintlichen oder tatsächlichen Konstrukten der Gewähr, Garantie. oder vorgefertigten Gewissheit ihr Heil zu suchen, das mit Sicherheit ihr Ende bedeutet hätte. . Die Gestalten, Verkörperungen sowie institutionellen Ausprägungen einer solchen - wahrscheinlich. außermoralischen - Ethik der Ungewissheit, die zudem noch unsicher ist darüber, ob die Negation. von Sicherheit die ihr angemessene Figur sein kann, FRÖHLICHE WISSENSCHAFT reichen von den »Laienanalytikern«, deren Status Freud gegen den Widerstand der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung vergeblich forderte, bis zu den »escroqueries« - »Betrügereien« -, die Lacan als nichtwegzudenkenden Anteil der analytischen Praxis zu bedenken gab. Die Reihe dieser Verkörperungen ist aber unabgeschlossen und prinzipiell unabschließbar. Auch lädt sie dazu ein, über die Analyse hinauszugreifen und sich ihren zahllosen Figuren in Kunst oder Wissenschaft, im Alltag oder als Ausnahmeerscheinung zuzuwenden. »Irgend etwas ausbündig Schlimmes und Boshaftes kündigt sich an: incipit parodia, es ist kein Zwei- fel..« Mit Fröhliche Wissenschaft hat Nietzsche seinem eigenen Ringen um eine Sprechweise, die zweifellos zweifelnd ist, einen Titel gegeben, der auf das gay saber der okzitanischen Troubadoure zurückgriff. Mit der parodistischen Konstellation von Bosheit, Eros, Poesie und ungewissem Wissen zeichnen sich für Nietzsche zudem die Konturen eines Leiblichen ab, das den »Frühgeburten einer unbewiesenen Zukunft« eigen wäre. Im »Schlimmen und Boshaften« mag man die »rohe Grausamkeit« - cruauté - des Psychischen erahnen, der sich »ohne Alibi« zuzuwenden, nach einer Forderung Derridas, Aufgabe der Psychoanalyse sein kann. Ohne mit dem..
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