Pulverfass Russland: Wohin steuert die Großmacht?Dirk Sager
Taschenbuch
Wohin steuert die Großmacht? fragt Dirk Sager in seiner profund recherchierten Analyse der politischen Gegenwart Russlands, das er mit einigem Recht mit einem "Pulverfass" vergleicht. Und angesichts der Bedeutung Russlands in der Weltpolitik ist die Frage, wie es dort weitergeht, tatsächlich nichts, was wir gelassen aus der Ferne betrachten könnten. Erst recht nicht, seit Wladimir Putin kaum mehr einen Hehl daraus macht, dass er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt die Fäden der russischen Politik fest in seinen Händen zu halten gedenkt. Ausführlich und faktenreich referiert Sager in seinem lesenswerten Buch über die missliche Lage der "Medien im Würgegriff" des Kreml und der von ihm gelenkten Justiz, über die "Gleichschaltung der Legislative" und die Unterdrückung jeder ernsthaften Opposition. Lediglich die Kommunisten lasse man gewähren, sie seien als Feindbild für den Kreml nach wie vor unverzichtbar. Eine Opposition, mit der sich alle postsowjetischen Regierungen Russlands schmückten: "Gegen die Kommunisten zu sein, galt schon als hinlänglicher Beleg demokratischen Bewusstseins.". Dafür, dass man hierzulande nur allzu gern bereit ist, die Augen vor dem tatsächlichen Zustand der Demokratie in Russland zu verschließen, hat der Autor wenig Verständnis; auch wenn er sehr genau weiß, weshalb sich vor allem "westliche Geschäftsleute in Sinnestäuschung oder bewusster Verklärung zu Lobbyisten des Systems Putin machen" -- und weshalb sich in Unternehmerkreisen die These so großer Beliebtheit erfreut, "dass dieses Land in einer Übergangsphase nicht anders zu regieren" sei: "Keiner soll ihnen die Freude am Geschäft nehmen." Und so geben sie gerne den Notar, "der dem Handwerk des Kreml ein demokratisches Siegel verleiht". Ganz so, wie weiland Gerhard Schröder, der Putin öffentlich attestierte, er sei ein "lupenreiner Demokrat". Ihm und allen, die das tatsächlich glauben sollten, sei die Lektüre von Dirk Sagers Pulverfass Russland zur Lektüre dringend empfohlen!-- Andreas Vierecke, Literaturanzeiger.de
|