Lexikon der Attentate. Berühmte Verschwörungen, Komplotte und Anschläge.Katja Doubek
Taschenbuch
Mit Lexika von Katja Doubek hat der Eichborn Verlag kein großes Glück. Über ihr im letzten Jahr vorgelegtes Lexikon merkwürdiger Todesarten kann man nur den Kopf schütteln. Ist doch daran nur merkwürdig, was die Autorin unter dem Begriff merkwürdig versteht -- beispielsweise den Tod in Folge von Aids, eines Genickbruchs oder Herzinfarkts. Gschmack- bis belanglos das Ganze. Und überhaupt nicht komisch, bis auf -- dies sei zugestanden -- die wenigen Seiten über den "Darwin Award". Na ja. Nun hat man der Autorin also noch eine Chance gegeben. Das war mutig. Aber es bedarf mehr als Mut, bis Katja Doubek ihren Verleger für seine Geduld belohnen wird. Ihr neues Lexikon der Attentate, in dem sie -- wie man das in einem Lexikon eben so macht -- alphabetisch geordnet zusammengetragen hat, was sie über berühmte Verschwörungen, Komplotte und Anschläge so hat finden können, ist abermals eine glatte Enttäuschung. Dabei klingt der Titel ja viel versprechend. Und hätte sich die Autorin auf die lexikalisch-knappe Darstellung der Fakten beschränkt, wäre das dann etwas dünnere Büchlein vielleicht sogar informativ gewesen, wer weiß. Leider aber verschwinden die Fakten unter dem Geplauder der Autorin. Im Vorwort behauptet Katja Doubek, sie wolle "Ursache, Vollzug und Auswirkung der im Laufe der Jahrhunderte wesentlichen Attentate beschreiben". Warum, so muss die Autorin sich fragen lassen, nimmt sie den Mund so voll, wenn sie dieses Versprechen nicht einlöst? Zwar erfährt man tatsächlich so dies und jenes und auch interessante Details über das ein oder andere Attentat. Eine Ursachen- oder Wirkungsanalyse jedoch wird nirgends geleistet. Und geradezu peinlich berührt der Versuch, im Nachwort prototypisch die psychische Grundstruktur des Attentäters zu entwerfen. Der nämlich, so lesen wir dort, sei "ein Mensch, der keine Möglichkeiten hatte, die Komponenten zu entwickeln, die Reife ausmachen, der meist große Beziehungsschwierigkeiten und -ängste hat, oftmals schüchtern und im Selbstwertgefühl ganz grundsätzlich erschüttert". Sicher, solche Menschen verüben auch Attentate. Doch so einfach wie Frau Doubek sich die Welt des Attentäters vorstellt, ist sie leider nicht. Darüber ist sich die Fachwelt seit Jahren einig, und das haben nicht zuletzt auch die schon wenige Tage nach den erschütternden Ereignissen des 11. September 2001 verfügbaren, überraschend detaillierten Täterprofile sehr eindringlich bestätigt. --Andreas Vierecke
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