Die profanen Stunden des Glücks, GeschenkausgabeRenate Feyl
Book, Broschiert
Der unkörperliche Morgenkuss
Renate Feyls Roman über Sophie La Roche
In vorrevolutionärer Zeit, als der Wald und die Beamten noch zu Deutschlands Aushängeschildern zählten, lagen Standesdenken und Untertänigkeit hoch im Kurs. Damals, als die Männer ihre Mineraliensammlungen in gediegenen Herrenzimmern bestaunten und die Frauen Rüdesheimer Wein zur Welschhahnpastete reichten, war die Liebe ein besonders seltsames Spiel. So wie dem Ehepaar Sophie und Georg Michael La Roche aus Koblenz-Ehrenbreitstein erging es vielen: Nicht der Tiefgang der Gefühle stiftete in gehobenen Kreisen zur Ehe an, sondern gegenseitige Achtung, eine passable Mitgift oder ein gesichertes Salär aus fürstlichen Diensten.
Auch Sophie hatte die Vernunft sprechen lassen, bevor sie 1754 den Kurmainzischen Hofrat La Roche heiratete: «Lieben kann ich Sie nicht, denn mein Herz gehört Wieland, dem Dichter. Aber wenn Sie mich heiraten wollen, werde ich Sie verehren.» Warum es 1771 dennoch geschah, dass die vierzigjährige Sophie aus der Enge des Boudoirs in den Glanz des Ruhmes trat, schildert der historisch-biographische Roman «Die profanen Stunden des Glücks» von Renate Feyl.
Wie in ihrem Werk «Idylle mit Professor», das von der mühsamen Emanzipation der poetisch versierten Victoria Gottsched Zeugnis ablegt, nimmt die Berliner Autorin erneut eine Dichterin aus dem Zeitalter der Aufklärung unter die Lupe. Gewissenhaft folgt sie der historischen Spur, die sie mit Hilfe von Sekundärliteratur und Quellenmaterial rekonstruiert. Dabei vermeidet sie es geschickt, den Fluss ihrer Erzählung durch pedantische Datenhuberei und die Behäbigkeit detailliert geschichtlicher Darstellung ausufern zu lassen.Die Verknüpfung von Fabel und Fakten ermöglicht doppelte Einsicht in das Geschick der Frauen im Ständestaat. Der Blick gleitet sowohl über Brüsseler Spitzen und durch blühende Adelsgärten als auch hinter die Fassaden des Wohl- und Anstands. Mit ironischer Distanz, kritischer Komp
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