Die Söhne SatansMichael Siefener
Gebundene Ausgabe
Allzu gut ist es in deutschen Landen nicht um die düsteren Spielarten der Literatur bestellt. Leichtfertig werden Horror und Fantastik dem Trivialen zugeordnet, "ernsthafte" Autoren trauen sich dergleichen nur unter dem Mantel der Allegorie oder des Kriminalromans. Michael Siefener hat solcherlei Heimlichkeiten nicht nötig -- Kennern der Szene ist er mit seinen atmosphärischen und stilistisch ausgefeilten Erzählungen schon seit Jahren ein Begriff. Trotzdem sortiert der Verlag (Die Hanse) seinen neuen Roman munter in die Sparte "Hansekrimi" ein, damit zumindest bundesdeutsche Küstenbewohner nach diesem Buch greifen mögen. Ganz falsch ist das nicht, denn hier wird tatsächlich über ein Verbrechen und dessen Aufdeckung berichtet. Aber da hören die Gemeinsamkeiten mit dem, was herkömmlich unter Krimi verstanden wird, auch schon auf. Peter Blank ist der Sohn des reichen Bremer Kaufmanns Hermann, und würde alles mit rechten Dingen zugehen, säße er in der behaglichen Stube, um sich geistig (Buchhaltung!) und körperlich (gutes Essen!) auf sein Erbe vorzubereiten. Als jedoch sein bester Freund Hans auf einer Geschäftsreise nach London ums Leben kommt, wird Peter misstrauisch: Warum erzählt ihm sein Vater nicht, mit welcher Aufgabe er Hans betraut hatte? Was für Ketzereien stehen in dem Buch, das ihm ein befreundeter Bibliothekar vorenthalten will? Und schließlich: Handelt es sich bei dem mumifizierten Kopf tatsächlich um das sagenhafte Haupt des Erlösers, das nach der Auflösung des Templerordens dem Vergessen anheim fiel?. Michael Siefener beschwört eine Zeit herauf, in der Glaubensfragen noch das Denken der Menschen bestimmten. 1468 werden noch Hexen verbrannt und der Klerus nutzt die Angst der gemeinen Leute erbarmungslos aus. Der junge Peter muss das am eigenen Leibe erfahren, als die Frau, in die er sich Hals über Kopf verliebt hat, in Lebensgefahr schwebt. Gründlich recherchiert und atmosphärisch dicht erzählt, ist Die Söhne Satans ein Roman, der Freunde sowohl historischer Krimis als auch düsterer Spannungsromane gleichermaßen begeistern wird. --Hannes Riffel
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