Die Varusschlacht

auch Schlacht im Teutoburger Wald
oder Hermannsschlacht

Arminius oder Hermann der Cherusker

Opfer der Varusschlacht: Römischer Centurio Marcus Caelius
Opfer der Varusschlacht: Römischer Centurio Marcus Caelius
Als die Römer frech geworden... textete Joseph Viktor von Scheffel (1826-1886). Wer den Schaden hat, braucht für den Spott natürlich nicht zu sorgen. Den Schaden hatte in diesem Fall Publius Quinctilius Varus. Er war mit drei römischen Legionen samt Hilfstruppen und Tross im Herbst des Jahres 9 n.Chr. wahrscheinlich unterwegs ins Winterlager. Dabei wurden die Römer von Arminius, einem Fürsten der Cherusker, in unwegsames Waldgelände gelockt und über mehrere Tage griffen die Germanen Truppenteile an. In dem engen Areal konnten die Römer ihre Kampfformationen nicht einnehmen, waren weit auseinandergezogen und wurden überrascht. Zur endgültigen Vernichtung kam es wahrscheinlich an einem strategisch günstigen Punkt, einer Engstelle zwischen dem Kalkrieser Berg in den Kalkrieser Höhen im Wiehengebirge und den Sümpfen der Norddeutschen Tiefebene wie dem Venner Moor. So vermutet man die letzte Entscheidungsschlacht heute bei Kalkriese bei Bramsche im Osnabrücker Land. Innerhalb weniger Tage vernichteten die Germanen hier ein Achtel des römischen Gesamtheeres. Den Schaden hatte natürlich auch Kaiser Augustus in Rom. Als er von dem Desaster erfuhr, soll er ausgerufen haben: "Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder".

Der genaue Ort der Schlacht war lange Zeit umstritten und auch heute noch gibt es Zweifel. Wahrscheinlich handelte es sich auch um mehrere Teil-Schlachten, die sich räumlich verteilt über mehrere Tage hinzogen. Lange Zeit war das einzige Archäologische Zeugnis ein bei Xanten gefundener Gedenkstein für den im Krieg des Varus (bello Variano) gefallenen römischen Centurio Marcus Caelius.
Museum Kalkriese, Ort der entscheidenden Varusschlacht

Römische Gesichtmaske
Römische Gesichtmaske

Das archäologische Museum und Park Kalkriese

Nachdem auf Feldern bei Kalkriese, einem Stadtteil von Bramsche bei Osnabrück immer wieder römische Münzen gefunden wurden, entdeckte 1987 der Amateurarchäologe Major Tony Clunn Silbermünzen, Spielsteine und drei unscheinbare Schleuderbleie. In den 90er Jahren begann man mit systematischen Ausgrabungen. Sie brachten nicht nur römische Münzen, sondern auch viele militärische Ausrüstungsgegenstände ans Tageslicht. Das bekannteste Fundstück ist die eiserne Gesichtsmaske.

Die römischen Legionen zu Zeiten des Kaiser Augustus verfügten über ein großes Arsenal an Waffen. Die Qualität der Ausrüstungsgegenstände war aber in den einzelnen Rängen teilweise sehr unterschiedlich.

Bei einem ehemaligen Bauernhof nahe der Fundregion Oberesch richtete man ein Museum ein, in dem viele der Fundstücke zu sehen sind.

Einen endgültigen Beweis, dass es sich hier um Überreste der Varusschlacht handelt, gibt es nach wie vor nicht, denn dies war natürlich nicht die einzige militärische Auseinandersetzung in dieser Zeit.

Die ältere Bezeichnung Schlacht im Teutoburger Wald ist irreführend, da der heutige Teutoburger Wald damals noch nicht so hieß. Erst im 17. Jahrhundert wurde das Mittelgebirge von Osning in Teutoburger Wald umbenannt. Die neue Bezeichnung stammt aus einem Bericht des römischen Geschichtsschreibers Publius Cornelius Tacitus, der fast 100 Jahre später von der Schlacht im saltus teutoburgiensis berichtet.
Oberesch Kalkriese, Ort der Varusschlacht
Dass die Fundstücke nach 2000 Jahren trotz der landwirtschaftlichen Nutzung des Gebiets so gut erhalten sind, hat man u.a. einer Besonderheit der norddeutschen Landwirtschaft zu verdanken, der Plaggenwirtschaft. Da der Stallmist zur Düngung nicht ausreichte, wurde auf unbebauten Flächen und im Moor die obere Bodenschicht mit der Pflanzendecke abgestochen und auf den Feldern verteilt. Unter dieser Schutzschicht wurden die Fundstücke konserviert.
Kalkriese Museumspark Varusschlacht

Germanische Wallanlage

Germanische Wallanlage
Bei den Ausgrabungen entdeckte man eine Wallanlage, die den Germanen wahrscheinlich als Deckung für ihren Hinterhalt diente und die begehbare Zone am Fuß des Kalkrieser Berges zusätzlich einengte. Er war aus Grassoden aufgeschichtet und oben mit einer Brustwehr aus Weidengeflecht versehen. Die hier zu sehende Wallanlage ist ein Nachbau. Vom ursprünglichen Wall ist kaum mehr etwas zu sehen. Seine Beschaffenheit konnte nur durch bodenkundliche Untersuchungen nachgewiesen werden. Die Holzpfosten zeichneten sich z.B. als kreisrunde braune Verfärbungen im Sand ab. Auch Reste einer älteren germanischen Siedlung und die römische Gesichtsmaske wurden hier gefunden.
Arminius oder Hermann der Cherusker mit seiner Gemahlin Thusnelda
So stellte sich 1782 Johann Heinrich Tischbein d.Ä. Arminius und Thusnelda vor
Arminius oder Hermann der Cherusker
und so eine Zeichnung von 1698: "Harminius Liberator Germaniae" (Harminius, der Befreier Germaniens)

Wer war Arminius (auch Armenius oder Hermann der Cherusker)

, den der römische Senator und Geschichtsschreiber Tacitus als Befreier Germaniens bezeichnete? Geboren wurde der Fürst der Cherusker ca. 17 v.Chr. unter einem unbekannten germanischen Namen. Es gibt sogar Spekulationen, dass Arminius das Vorbild für den Siegfried der Nibelungensage war. Sein Vater war der Cherusker Segimer (Segimerus), den der römische Geschichtsschreiber Velleius Paterculus als "ersten seines Stammes" bezeichnete, daraus wurde dann "Fürst". Da er ein Verbündeter der Römer war, wurde Arminius zusammen mit seinem Bruder Flavus zur militärischen Ausbildung nach Rom geschickt. Dadurch lernte er die römische Kriegskunst kennen und führte anschließend eine cheruskische Abteilung im Auftrag Roms. Paterculus bezeichnet Arminius als einen jungen Mann von vornehmer Abstammung, der tapfer, schnell von Begriff und über das Maß der Barbaren hinaus begabt sei.

Im Jahr 6 n.Chr. kehrte er ins cheruskische Stammesgebiet zurück und heiratete Thusnelda gegen den Willen ihres Vaters Segestes. Angeblich ließ er sie sogar entführen. Noch im Herbst des Jahres 9 n.Chr. hielt er sich häufig im Lager des Varus auf, der ihn als Verbündeten betrachtete, da er seit 4 n.Chr. das Bürgerrecht Roms besaß und den Rang eines römischen Ritters. Beim Aufbruch des Varus ins Winterlager bei Xanten wurde dieser noch gewarnt, dass Arminius einen Aufstand plane, nahm dies aber nicht ernst. Die Nachricht von Unruhen veranlassten Varus, einen Umweg zu nehmen. Dabei kam er in dieses unwegsame, ihm unbekannte Gebiet und geriet in den Hinterhalt der Germanen. Diese vernichteten drei römische Legionen, drei Reiterabteilungen, sechs Kohorten und Tross (zusammen etwa 20 000 Mann).

Nach der Schlacht, im Jahr 15, lieferte ihr Vater Thusnelda an den römischen Feldherren Germanicus aus, der sie nach Rom verschleppte, wo sie Arminius' Sohn Thumelicus gebar. Arminius versuchte daraufhin, einen Aufstand gegen Segestes. Dieser scheiterte jedoch und Arminius wurde 19 n.Chr. im Alter von 37 Jahren von Verwandten umgebracht.

Der Kult von Hermann dem Cherusker

begann mit der Wiederentdeckung der Schriften des römischen Geschichtsschreibers Tacitus: Die Germania 1455 und Annalen 1507, in denen dieser die Germanen für einen Römer ungewöhnlich positiv beschreibt. Im Laufe der Zeit wurde aus dem Feldherrn Arminius der Mythos von Hermann dem Cherusker. Verschiedene Dichter machten aus ihm eine Kultfigur. Als erster ließ ihn Anfang des 16. Jahrhunderts Ulrich von Hutten im Totenreich sprechen. In die gleiche Zeit fällt auch die Eindeutschung des Namens Arminius in Hermann, die evtl. sogar auf Martin Luther zurückgehen soll. Weitere Dichter, die sich mit ihm befassten sind 1743 Johann Elias Schlegel mit dem Trauerspiel "Hermann", 1749 Justus Möser mit dem Trauerspiel "Arminius", das ihm keinen Erfolg bescherte, 1769 Friedrich Gottlieb Klopstock mit dem Drama "La Bataille d'Herman" und schließlich 1808 Heinrich von Kleist und sein Drama "Hermannsschlacht".
Natürlich weiß niemand, wie Arminius wirklich aussah. Die Darstellungen verschiedener Künstler sind Produkte ihrer Phantasie.

Die nationalen Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts versuchten immer wieder, historische Taten "Großer Deutscher" zu verherrlichen. Am bekanntesten ist wahrscheinlich das
 Hermannsdenkmal bei Detmold.

Um das Jahr 1900 versuchte sich Friedrich Gunkel an einer Darstellung der
Schlacht im Teutoburger Walde.
"Schlacht im Teutoburger Walde" von Friedrich Gunkel
Man kann Arminius in Deutschland mit Vercingetorix in Frankreich vergleichen. Verblüffend ist, dass die Franzosen die Niederlage des  Kelten Vercingetorix gegen die Römer feiern, die Deutschen aber den Sieg des Germanen Arminius gegen die Römer.

Die Römer haben sicherlich fortschrittliche Kultur in ihre eroberten Gebiete gebracht, aber ich denke wir sind trotzdem keine Barbaren geblieben!
Vercingetorix wirft Cäsar seine Waffen zu Füßen
Die Architektur des Museums mit Aussichtsturm ist etwas eigenwillig. Da es auf dem Freigelände selbst wenig von der Varusschlacht zu sehen gibt, hat man dort verschiedene Installationen aufgebaut, die besonders die Entstehung der Schrift betreffen.
Museum mit Aussichtsturm
Kalkriese - Schlachtfeld der Varusschlacht

Römische Ausrüstungsgegenstände im Museum Kalkriese
Im Museum kann man eine große Menge an Ausrüstungsgegenständen der Römer betrachten. Da es sich bei den aufständischen Germanen zumindest teilweise um Hilfstruppen der Römer handelte, besaßen diese auch römische Waffen und Ausstattung.

Das einzige wirklich germanische Fundstück ist dieser Reitersporn (rechts).
Germanischer Reitersporn
Römische Münzen
Viele römische Münzen wurden gefunden und (rechts) Schleuderbleie, wie sie 1987 der Amateurarchäologe Major Tony Clunn fand.
Schleuderbleie


Bücher über Arminius und die Germanen
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Essen und Trinken Drogerie und Bad
Erwin's Bücherecke